Lügen, die wir uns über Gott erzählen

Lügen, die wir uns über Gott erzählen

by William Paul Young, Jochen Winter
Lügen, die wir uns über Gott erzählen

Lügen, die wir uns über Gott erzählen

by William Paul Young, Jochen Winter

eBook1. Auflage (1. Auflage)

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Overview

Was ist wahr? Was ist falsch?

Bereits in seinem Roman Die Hütte war es William Paul Young wichtig, die Nähe zwischen Gott und den Menschen hervorzuheben. In seinem neuen Buch lädt er uns ein, über Auffassungen nachzudenken, die wir gemeinhin über Gott haben. Oft machen wir uns gar keine Gedanken, ob diese wahr oder falsch sind. Dem möchte er auf den Grund gehen und hat 28 solch gängiger Aussagen wie »Gott ist Christ« oder »Es ist alles nur Zufall« gesammelt und stellt sie zur Diskussion. Warum sagen wir häufig »Gott ist Liebe« und klammern die Beziehungsebene aus? Warum sagen wir nicht einfach »Gott liebt dich«? Der Autor zeigt, wie wir uns mit unseren Gedanken unsere eigene Welt erschaffen und warum viele unserer Ansichten mehr mit uns selbst als mit Gott zu tun haben.

Mit seinen Überlegungen zu diesen scheinbar gültigen Wahrheiten fordert Young den Leser heraus und setzt Impulse für ein neues Gottesverständnis.


Product Details

ISBN-13: 9783843716437
Publisher: Ullstein Ebooks
Publication date: 09/08/2017
Sold by: Bookwire
Format: eBook
Pages: 224
File size: 2 MB
Language: German

About the Author

About The Author
Der gebürtige Kanadier William Paul Young wuchs als Sohn von Missionaren in Papua-Neuguinea auf und war selbst viele Jahre lang Mitarbeiter einer christlichen Gemeinde. Mit seiner Frau Kim und seinen sechs Kindern lebt er in Oregon, USA. Seine Romane standen wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste.

William Paul Young arbeitete viele Jahre als Büroangestellter und Nachtportier in Hotels. Der gebürtige Kanadier wuchs als Sohn von Missionaren in Papua (damals Niederländisch-Neuguinea) auf, das heute zu Indonesien gehört. Mit »The Shack« ( Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott) schrieb er 2011 einen Weltbestseller, der fürs Kino verfilmt wurde. Mit seiner Frau Kim und seinen Kindern und Enkeln lebt William Paul Young heute in Oregon, USA.


Jochen Winter, geboren 1957 in Schwetzingen/Baden, ist ein deutscher Lyriker, Essayist und Übersetzer. Er ist korrespondierendes Mitglied der Académie Européenne de Poésie in Luxemburg. Winter lebt in Paris, Deutschland und Sant’ Alfio auf Sizilien. Er erhielt das Jahresstipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung, den Ernst-Meister-Preis für Lyrik und 2017 den Literaturpreis der A und A Kulturstiftung.

Read an Excerpt

CHAPTER 1

»Gott liebt uns, mag uns aber nicht.«

Im Norden der kanadischen Provinz Alberta herrscht tiefer Winter. Die Temperatur liegt deutlich unter null; es ist einer jener derart kalten Tage, an dem sich die Nasenhaare anfühlen wie kleine, in die Nasenlöcher gesteckte Stacheln und jeder ausströmende Atem eine eigene Nebelbank bildet. Unweit von diesem Ort kam ich in den nördlichen Prärien zur Welt.

»Wenigstens ist's 'ne trockene Kälte«, wirft jemand ein, was zwar stimmt, aber nur ein schwacher Trost ist.

Wir betreten das Gebäude, und ich lege die Schutzschichten meiner Kleidung ab, tausche sie ein gegen die Wärme im Innern der Haftanstalt. Wir befinden uns in einem Frauengefängnis. Die Insassinnen, die mich gebeten haben, ihnen einen Besuch abzustatten und über meine Arbeit zu sprechen, sagten, Dutzende Exemplare von Die Hütte hätten hier die Runde gemacht und einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Die Regierung gewährte den Frauen eine kurze »Unterbrechung« vom eintönigen Alltag – mit der Aufforderung, über ihr Leben und ihre bisherigen Entscheidungen nachzudenken, wozu Menschen außerhalb dieser Mauern selten Gelegenheit haben. Die Frauen werden heute aus freien Stücken eine Stunde mit mir verbringen. Ihre Gegenwart empfinde ich als ein besonderes Geschenk.

Wer Augen hat zu sehen, wird hinter rauen Schalen und in versteinerten Herzen vielerlei Wunder entdecken. Die meisten Frauen sind wegen einer dramatisch schiefgelaufenenBeziehung in dieser Haftanstalt. Ihre erlittenen Treuebrüche und Verluste sind sichtbar in der zur Schau getragenen Trotzhaltung oder einer kaum verborgenen Scham. Unter all denVerwundeten und Ausgestoßenen fühle ich mich fast wie zu Hause. Das sind meine Leute, unsere Leute.

Ich weiß nicht mehr, über welches Thema ich gesprochen habe. Wahrscheinlich über die Gefängnisse in meinem Leben, über Orte, die für mich einen großen Wert bekamen, weil ich außer ihnen keine kannte. Darüber, wie wir an der Gewissheit unseres Schmerzes festhalten, statt das Wagnis einzugehen, einem Menschen jemals wieder zu vertrauen. Tief verletzte Seelen im Raum begannen zu weinen. Bruce Cockburn, der kanadische Dichter und Musiker, würde dies als rumours of glory deuten, als Zeichen der Verheißung. Verlorene Münzen, verlorene Schafe, verlorene Söhne, aber nicht irgendwelche. Das sind meine Söhne, meine Schafe und meine Münzen.

Ich beende meine Rede, und nur wenige ziehen sich zurück. Andere warten, damit ich ihr Exemplar signiere. Ich umarme jede, was sicherlich eine Verletzung sämtlicher Vorschriften darstellt. Doch schon seit einer Weile habe ich mit solchen Normen gebrochen, und niemand stört sich an meinen heiligen Begegnungen. Eine Frau steht wartend da, ihr Körper emotionsgeladen. Sobald ich sie einfach in die Arme nehme, ist es, als würde eine Energie freigesetzt, die den Damm in ihr zum Einsturz bringt. Minutenlang schluchzt sie hemmungslos. Ich flüstere: Macht gar nichts, ich habe andere Hemden dabei, ich halte Sie, Sie sind in Sicherheit. Mir ist unbegreiflich, wie viel Elend, wie viel Menschlichkeit durch diese eine kurze Berührung flutet, aber sie ist echt und instinktiv und herzzerreißend.

Schließlich legt sich ihre Aufregung so weit, dass sie die Sprache wiederfindet.

»Glauben Sie wirklich«, stammelt sie leise, »dass Papa mich lieb hat?«

Da ist sie, die gewaltige Frage, und dieses zarte menschliche Geschöpf vertraut sie mir an. Selbst diejenigen, die Gottes Existenz leugnen, wollen unbedingt erfahren, ob die Liebe existiert und ob sie weiß, wer wir sind. Mehr noch, wir werden von innen her dazu getrieben, die Frage an das nahe oder übermächtige Du zu riskieren: Siehst du irgendetwas in mir, dasliebenswert ist, das genügt, das der Liebe würdig ist?

Im Roman Die Hütte gibt es eine Szene, in der Mackenzie, die Hauptfigur, mit der Infragestellung seiner grundsätzlichen Annahmen konfrontiert wird. Er begegnet Sophia, der göttlichen Weisheit, und sie fragt ihn nach der Liebe zu seinen Kindern. Im Besonderen möchte sie wissen, welches der fünf er am meisten liebe.

Sogar nur mäßig gesunde Eltern würden meinen, dass diese Frage unmöglich zu beantworten sei. Meine Frau Kim und ich haben sechs Kinder. Als das erste geboren wurde, konnten wir uns nicht vorstellen, ein weiteres Kind lieben zu können. Das erste beanspruchte all unsere Liebe. Doch als dann das zweite zur Welt kam, tat sich plötzlich eine neue Tiefe der Liebe auf, die entweder noch gar nicht vorhanden oder uns vor seiner Ankunft verborgen gewesen war. Als würde jedes Kind ein Geschenk der Liebe mit sich führen, das in den Herzen der Eltern verwahrt wird.

In jener religiösen Subkultur, wo ich aufwuchs, wussten wir alle, dass Gott Liebe ist. Wir sagten und sangen es die ganze Zeit, bis die Botschaft nicht mehr allzu viel bedeutete. Sie drückte einfach die Art und Weise aus, wie Gott ist. Ähnlich dem Enkelkind, das erklärt: »Aber ihr müsst mich lieben. Ihr seid meine Großeltern.«

Doch die Aussage: Gott ist Liebe beantwortet nicht unsere obige Frage, stimmt's? So habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, den Satz Gott liebt dich umzuformulieren, und statt auf Gott beziehe ich ihn auf das Objekt Seiner unbedingten Liebe – auf uns. Daher sagt Papa in Die Hütte immer wieder: »Ich habe sie (oder ihn) besonders lieb.« Es besteht ein himmelweiter Unterschied zwischen dieser Äußerung: Ich liebe dich, die zuerst mich betrifft, und jener: Ich habe dich besonders lieb, die vor allem dich betrifft. Beide sind korrekt, aber die letztere durchdringt die Unruhe unserer Seele und gibt zu verstehen: »Ja, ich weiß, du liebst mich, aber kennst du mich und magst du mich? Du liebst, weil du eben so bist, doch ist da etwas an mir, das der Liebe wert ist? Siehst du mich – und magst du, was du siehst?«

»Glauben Sie wirklich«, stammelt sie leise, »dass Papa mich lieb hat?«

Ich drücke sie fest an mich. »Ja«, flüstere ich zurück, während wir beide in Tränen ausbrechen. »Papa hat Sie besonders lieb!«

Kurz darauf scheint sie ihre Gefühle ein wenig im Griff zu haben und schaut mich zum ersten Mal direkt an.

»Das ist alles, was ich wissen musste. Das ist alles, was ich wissen musste.«

Nach einer weiteren Umarmung geht sie davon und lässt mich mit dem Gedanken zurück: Du Liebe, das ist alles, was jeder von uns wissen muss!

CHAPTER 2

»Gott ist gut. Ich bin es nicht.«

Das ist eine riesige Lüge! Und sie hat verheerende Auswirkungen. Warum also wird sie weithin geglaubt?

Viele meinen, Gott betrachte uns alle als Versager, als Übeltäter, die völlig verdorben sind. Es wurden Lieder geschrieben, um diese Annahme zu bekräftigen, Texte über unsere Hässlichkeit und unser Losgelöstsein. Möglicherweise fragen wir uns sogar: Bin ich nicht gerade dann in Übereinstimmung mit Gott, wenn ich mich selbst hasse?

Würden wir die Zeit erübrigen, um den Geschichten der anderen zu lauschen, käme uns die Einsicht, dass die meisten von uns etwas gemeinsam haben – nämlich die Scham, die unsere Selbsteinschätzung wesentlich beeinflusst. Aber dafür sind nicht allein wir verantwortlich. Einige mussten sich in ihrem Leben einen ganzen Schwall von kritischen Bemerkungen anhören, die solch einer Lüge Vorschub leisteten.

Du bist wertlos.
Diese oder ähnliche Botschaften haben wir dann verinnerlicht und auf uns selbst bezogen in Form negativer Urteile, gefolgt von einer Litanei der eigenen Fehler: »Ich bin nicht klug, dünn, groß oder attraktiv genug ... Ich bin kein Junge ... Ich bin nicht stark ... Ich bin nicht ...« Dabei vergessen wir, dass jedes »Ich bin nicht ...« mit einem »Ich bin« begann: »Ich bin wertvoll ... Ich bin klug ... Ich bin ein Mensch, der geliebt wird ...« Doch sogar dieses »Ich bin« richten wir gegen uns selbst und fügen ihm weitere Zeugnisse unserer Scham bei: »Ich bin ... ein Verlierer, ein Eigenbrötler ... Ich bin schlecht, hässlich, übergewichtig, allein, naiv, wertlos ...«

Sieht Gott Sie oder mich in dieser Weise? Stimmt Er damit überein, wie ich mich selbst sehe und was andere mir darüber gesagt haben, wer ich im Innersten bin?

An der Seite meines Vaters aufzuwachsen, war häufig erschreckend. Das Leben mit ihm glich dem Gang über ein Minenfeld, wobei die Sprengkörper jede Nacht, während ich schlief, ihre Stelle wechselten. Gewiss, nicht alles war furchtbar. Es gab durchaus freundliche Augenblicke, bestimmte Versuche von seiner Seite, ein liebevoller Vater zu sein, aber diese waren im Grunde beunruhigend, denn sie wirkten wie eine Aufforderung, meine übliche Vorsicht zu vergessen. Umso verletzbarer war ich dann.

Doch ich fälle keine Werturteile über meinen Vater: Die Fähigkeit zur Vaterrolle wurde bereits von seinem eigenen Vater zerstört, lange bevor ich auftauchte. Aber sobald er denSchalter umlegte und von völliger Abwesenheit zu zornentbrannter Anwesenheit überging, hatte ich das Gefühl, förmlich zerrissen und in alle Winde verstreut zu werden.

Mein Vater war Missionar – der rechtschaffene Mann, der sich nie irrte, und darüber hinaus ein strenger Zuchtmeister.

Natürlich glaubte ich, seine Wut verdient zu haben, weil ja nichts Gutes in mir war. Also wurde ich zu Recht bestraft, selbst wenn mir völlig schleierhaft war, welche Sünde ich durch Versäumnis oder Straftat begangen hatte. Ich versuchte mich zu verteidigen, manchmal sogar mit Lügen, doch als auch das nichts nutzte, nahm ich Zuflucht bei vier Wörtern, schrie sie, während die Wellen seines Zorns heranrückten, wieder und wieder in die Welt hinaus:

Ich werde gut sein! Ich werde gut sein! Ich werde gut sein!

Im Laufe der Jahre wurde mir bewusst, dass ich mit jedem dieser ausgestoßenen Schreie meinem innersten Wesen eine Botschaft übermittelte, die zu entziffern ich Jahrzehnte benötigte. Sie war von brutaler Einfachheit:

»Ich bin nicht gut!«

Erst vor wenigen Tagen sprach ich vor einer reizenden Versammlung von Gymnasiasten, die mich eingeladen hatten, an einer spiritual emphasis week in ihrer Schule teilzunehmen. Die Veranstaltung, die also der Besinnung auf das Geistige diente, wurde mit einem mir wohlbekannten Lied eröffnet. Viele der Textzeilen sind zutreffend, aber zu Beginn steht eine kolossale Lüge:

[Gott], Du bist gut, wenn in mir nichts Gutes ist.

In Wahrheit haben wir deshalb einen inneren Wert, weil wir nach dem Bilde Gottes geschaffen sind. Unser Wert hängt also nicht von uns ab. Doch diejenigen unter uns, die verzweifelt und tief verletzt vor sich hin leben, glauben vielleicht, dass, wenn im Innern nichts Gutes ist, auch keine Hoffnung auf echte Veränderung besteht. Wir meinen, das Beste wäre eine Art vorläufige Selbstdisziplin, um so durch Anschein und Leistung unsere Scham zu verbergen. All die positiven Aussagen in der Welt reichen nicht aus, um einen Felsen in einen Paradiesvogel zu verwandeln. Viele von uns lernen sich zu verstellen, bis wir völlig erschöpft sind von dem Versuch, jede Lüge wie einen Kreisel in Bewegung zu halten. Zwangsläufig sickern die Gifte aus unserem inneren Haus auf eine Weise heraus, die wir nicht mehr kontrollieren können. Oder wir geben einfach auf und handeln entsprechend der Urteile, die wir bereits über uns selbst gefällt haben.

Wie sollte ich in der Überzeugung, dass die Wertlosigkeit meine tiefste Wahrheit darstellt, überrascht sein, wenn ich mich so benehme, als wäre ich tatsächlich wertlos? Bin ich dann nicht wenigstens ehrlich? Ja, ich wäre es, falls darin die Wahrheit über mein Wesen läge; aber dies ist nicht der Fall.

Kann etwas, das »nicht gut« ist, von Gott herstammen?

Nein, das ist unmöglich!

Sind wir auch heute noch nach dem Bild Gottes geschaffen?

Ja, das sind wir!

Gott, der ausschließlich gut ist, schafft ausschließlich Gutes – sehr Gutes sogar! Daher fragte Jesus den reichen Jüngling: »Was heißest du mich gut? Niemand ist gut denn der einige Gott.« (Matthäus 19,17) Jesus sagt nicht: »Da ist nichts Gutes in mir«, sondern fragt eigentlich: »Siehst du Gott in mir, junger Bruder? Nennst du mich deshalb gut, oder geht es dir immer noch bloß um Leistung und Besitz?« Wenn Sie diese Geschichte weiterlesen, werden Sie feststellen, dass es dem anderen immer noch bloß um Leistung und Besitz geht.

Wie fiele Ihre Reaktion aus, wenn Sie einem Elternteil begegneten, der sein Kind folgendermaßen beschimpft: »Tatsächlich hast du nichts Gutes an dir. Du bist krank, hinterhältig und total verdorben. Du warst immer schon wertlos und wirst es immer bleiben. Möge Gott mit deiner Seele Erbarmen haben!« Leider gibt es einige, die derlei für dasEvangelium halten, schlimmer noch: Sie merken nicht, dass es verkündet wird von Menschen in Machtpositionen, hinter Kathedern oder auf Kanzeln.

Wir mögen verkrüppelte Augen haben, aber keinen unguten Kern. Wir sind wahrhaftig und aufrecht, oft jedoch unwissend und dumm; so handeln wir aus unserer schmerzlichen Verwirrung heraus, tun uns selbst weh, den anderen und sogar der ganzen Schöpfung. Blind, aber nicht verdorben – das ist unser Zustand. Vergegenwärtigen Sie sich: Gott kann nicht zu etwas Bösem oder grundsätzlich Schlechtem werden ... und Er nahm menschliche Gestalt an.

Unsere Kinder werden stets eine wesentliche Identität besitzen, die mit uns – ihrer Mutter und ihrem Vater – für alle Zeit verbunden bleibt. Sie sind in der Lage, verhängnisvolleEntscheidungen zu treffen, sich und andere zu verletzen, aber ihre innerste Natur ist ein Ausdruck unserer selbst. Genau das sind sie. Unsere Identität existiert ebenso wenig unabhängig wie unsere Güte. Ich bin wesenhaft gut, weil ich »in Christus« als ein Ausdruck von Gott geschaffen bin, ein Ebenbild, imago dei (siehe Epheser 2,10). Diese Identität, Inbegriff der Güte, bezeugt eine tiefere Wahrheit über uns als jeder Schaden, der uns zugefügt wurde oder den wir bei jemandem angerichtet haben.

Gott hat keine geringe Meinung von der Menschheit, denn Er kennt die Wahrheit über uns. Gott lässt sich nicht täuschen von all den Lügen, die wir uns und den anderen erzählt haben. Jesus ist die Wahrheit über uns, so wie wir sind – vollkommen menschlich, vollkommen lebendig. Größer als all die Verletzungen, Zerwürfnisse und Verwüstungen ist eine »sehr gute« Schöpfung, in der wir nach dem Ebenbild Gottes geschaffen wurden. Doch in der trügerischen Dunkelheit, an die wir glauben, sind wir blind geworden. Es ist an der Zeit, dass wir jenen verheerenden Lügen die Zustimmung verweigern, statt weiter vor ihnen zu kapitulieren. Jetzt endlich ist der Moment gekommen, die weiße Flagge zu verbrennen!

CHAPTER 3

»Gott bestimmt über alles.«

In der Empfangshalle eines Hotels in Orlando, Florida, unterhielt ich mich mit meiner deutschen Freundin K. Ihr junger Gefährte, ein Weltklassesportler, war infolge eines vorlaufender Kamera vollführten Kunststücks, das schrecklich schiefging, seit Kurzem gelähmt. Sie schien verzweifelt, trocknete sich immer wieder die Augen und sagte: »Ich wehre mich dagegen zu glauben, all dies sei Teil von Gottes wunderbarem Plan.«

Das tue ich auch! Glauben wir wirklich, dass wir Gott ehren, indem wir Ihn im Namen allmächtiger Herrschaft zum Urheber all dieses Durcheinanders erklären? Einige religiöse Menschen – oft sind Christen in ihren Reihen – glauben an eine unerbittliche Vorherbestimmung, die nichts anderes ist als Fatalismus mit personifiziertem Gott. Was immer geschehen soll, wird auch geschehen. Und da Gott für alles zuständig ist, muss dies Teil von Seinem Plan sein.

Es besteht eine unüberbrückbare Kluft (außer vielleicht in unseren verdunkelten Vorstellungen) zwischen einem Gott, der Verantwortung für die Schöpfung übernimmt, mitsamt dem Chaos, das wir angerichtet haben, und einem Gott, der das Böse selbst hervorbringt. Dem Ersteren mag man allmählich vertrauen, der Letztere ... ist bestenfalls ein verzerrtes Lippenbekenntnis.

Zugegeben, wir Menschen sind Kontrollfreaks, die alles und jeden ringsum steuern wollen, damit das, was wir befürchten, niemals eintritt. Tief im Innern wissen wir, dass Kontrolle ein Mythos ist, dass eine bösartige Zelle oder die Entscheidungen einer anderen Person die Richtung unseres Lebens schlagartig ändern können. Doch nichtsdestotrotz kämpfen wir dafür und verlangen sogar danach. Wenn wir jedoch außerstande sind, Kontrolle auszuüben, soll wenigstens ein Gott dies leisten.

Wie oft haben wir schon die wohlgemeinten Worte gehört: »Es muss Teil von Gottes Plan sein«? Stimmt das? Könnte es nicht sein, dass zahlreiche Dinge einfach falsch sind? Vieles von dem, was wir beisteuern, was uns angetan wurde, woran wir beteiligt sind, lässt sich nicht rechtfertigen. Es ist falsch! Völlig verkehrt!

(Continues…)



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